Kurz vorab: Wie funktioniert unser Nikolaus-Projekt?
Alle Nikolaus-Interessenten werden in unseren Informations-Verteiler aufgenommen.

Im Frühsommer versenden wir unsere Informationen zur Nikolaus-Aktion per Post, Fax oder e-mail. Unsere Partner melden uns zurück, wie viele Nikoläuse sie brauchen (immer möglichst kartonweise). Die werden dann gemeinsam bestellt und spätestens Ende Oktober an verschiedenen Verteil-Stationen (ca. 35 Orte) angeliefert.
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Dort holen die einzelnen “Kunden” ihre Nikoläuse ab. Einige Tage vorher erhalten sie eine Rechnung, in der die Kosten der Nikoläuse (Selbstkostenpreis) angegeben sind, mit der Bitte das Geld möglichst schnell zu überweisen, da die Rechnungen umgehend bezahlt werden müssen.

Durch den Sammeleinkauf können wir auch kleinere Mengen zu günstigen Preisen anbieten und sind in er Regel billiger als bei eigenständigem Bezug beim Lieferanten direkt.

Unsere “großen” Nikoläuse sind ca. 24 cm gross und 150g schwer. Die “kleinen” sind 50g schwer und 15 cm gross. In Kooperation mit dem gepa- Fairhandelshaus organisieren wir Ihnen nach Rücksprache auch fair gehandelte Schokoladennikoläuse. Es sind jeweils 24 Stück im Karton.

Wir verdienen an dieser Aktion nicht. Sollte mal etwas Geld übrig bleiben wird es im Sinne des echten Heiligen Nikolaus gespendet für Kinder in Not.

Die Schokoladenpreise steigen seit einiger Zeit. “Schuld” daran sind u.a. die Chinesen, die immer mehr Schokolade essen, und die Spekulanten, die Kakao als Spekulationsobjekt entdeckt haben und der Klimawandel, der besonders die Anbauländer trifft. Das führt zu hohen Weltmarktpreisen für Kakao, dem wichtigsten Rohstoff für unsere Nikoläuse. Daher mussten wir unsere Preise anpassen. Hier können Sie unseren aktuellen Infobrief downloaden.

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Kontakt: Nikolaus-Projekt-Koordination
c/o Kath. Pfarrgemeinde St. Peter + Paul
Markus Gehling, Pastoralreferent
Akazienweg 1a, 46562 Voerde
e-mail:
nikolaus@kreuzzeichen.de

Mitra oder Zipfelmütze
Auf den Spuren von Nikolaus & Weihnachtsmann
Artikel in der Ausgabe 6/2005 der Familienzeitung “Mobile”

(Dieser Text gibt nur ungefähr die gedruckte Version wieder, die für die Endfassung noch überarbeitet wurde.)

Der Advent naht und weit und breit ist kein Nikolaus zu sehen. Kein Wunder, denn er wurde schon vor vielen Jahren aus den deutschen Supermärkten und aus den Schaufenstern der Geschäftsstraßen verdrängt. Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie mal genauer in den nächsten Wochen hin und lesen Sie den folgenden Beitrag

Als vor etlichen Jahren die Firma Brandt als neuesten Marketing-Gag zwei jugendliche Schoko-Figuren namens „Nikolas“ und „Nikola“ auf den Markt warf und mit dem Slogan „Das ist ja mal ein Nikolaus, der sieht so richtig knackig aus“ bewarb, machten wir, einige Seelsorger aus dem Bistum Münster, uns auf den Weg durch die Supermärkte der Region. Und zwar auf der Suche nach einem Nikolaus, der noch mit Stab und Mitra als heiliger Bischof erkennbar war.

In dieser Zeit entstand auch in Frankfurt/Main eine Nikolaus-Initiative, die sich dem Kampf gegen den Weihnachtsmann verschrieb und mit guter Pressearbeit von sich reden machte. Dieser Kampf erschien uns jedoch nicht sinnvoll, denn wir haben gemerkt, dass es ziemlich aussichtslos ist, etwas bereits Angepasstes ausrotten zu wollen. Das ist ein Kampf, der sich kaum lohnt. Daher kam es uns von Anfang an darauf an, den Kindern und Erwachsenen den Unterschied zwischen diesen beiden Brauchtumsfiguren – also dem Nikolaus und dem Weihnachtsmann - deutlich zu machen.

Alle Jahre wieder gehen nun engagierte Menschen als Bischof Nikolaus verkleidet in Schulen und Kindergärten, um den Kindern den Nikolaus nahe zu bringen. Bei dieser Gelegenheit, können sie auch auf die Unterschiede der beiden Personen hinweisen. Manche „unserer“ Kindergartenkinder erklären inzwischen den Kaufhaus-Weihnachtsmännern, dass sie gar keine Nikoläuse sind.

Wer unterscheiden kann, der kann auch auswählen. Aber dann braucht es auch Alternativen zum gängigen Weihnachtsmann. Nachdem unsere Suche nach echten Schokoladen-Nikoläusen in den Supermärkten erfolglos blieb, schrieben wir daher die Produzenten von Schokoladenhohlfiguren an. Es konnte doch nicht sein, dass die Schokoladenweihnachtsmänner, Nikolas und Klapperklausis (die es in Dutzenden von Varianten gibt), den guten alten heiligen Nikolaus völlig verdrängt hatten. Und siehe da, die Firma Riegelein hatte noch eine Variante im Programm: innen drin zwar auch Weihnachtsman, außen rum aber mit Stanniolpapier als Nikolaus mit Mitra, Bibel und Stab zu erkennen. Hurra! Sogleich wurde eine Palette bestellt und die Leute rissen sie uns aus den Händen. Tausend Stück waren nicht genug und jedes Jahr werden es mehr.

Ein zufälliger Besuch in den Niederlanden brachte uns schließlich auf die Spur eines wirklich echten Schoko-Nikolaus. Es gibt nämlich zwei „Reservate dieser bedrohten Art“. Die Niederländer haben sich den Nikolaus nicht nehmen lassen. Sinterklaas, als Schutzpatron der Seefahrer hatte in den Niederlanden selbst die calvinistische, bilderstürmerische Reformation überlebt. Bis heute ist der Nikolaustag in den Niederlanden der eigentliche Geschenketag. Kein Wunder, dass der Weihnachtsmann in unserem Nachbarland einen schweren Stand hat und sich nicht durchsetzen konnte. Ähnlich in Östereich, wo der Nikolo weiterhin die Hauptrolle spielt. Dort, nahe der Hauptstadt Wien produziert die Firma Hauswirth weiterhin einige wirklich echte Schokoladen-Nikoläuse. Bei uns in Deutschland schlich sich der amerikanische Santa Claus ins Brauchtum ein und eroberte die Läden. Angeblich, weil er religiös und weltanschaulich so neutral ist, wie uns Werbefachleute erzählten: Der Nikolaus sei nicht mehr zu vermarkten und schließlich seien die lustigen Weihnachtsmannfiguren kinderfreundlicher, hieß es. Nun, überzeugt hatten sie uns nicht. Wir besuchten mit unserer Nikolausfigur weiterhin die Kinder und konnten so in der vergangenen Saison siebentausend Stück weiter reichen. Das macht über eine Tonne Schokolade. Zusammen mit den Kontakten, die wir vermitteln konnten, wurden es sogar 13.000 Stück. In diesem Jahr werden es noch mehr sein und inzwischen zeigen auch die Supermärkte um uns herum Interesse. Wenn auch Sie so einen „echten“ Schokoladen-Nikolaus haben möchten: Bei einer Abnahme von größeren Mengen versuchen wir weiter zu helfen. Kleinere Stückzahlen können wir aus Kostengründen und wegen der hohen Bruchgefahr leider nicht verschicken. Diesen Service bietet weiterhin (einzeln verpackt) nur der Benno-Verlag in Leipzig, der sich ebenfalls seit einiger Zeit sehr bemüht, den echten Nikolaus wieder unter das Volk zu bringen. Und vielleicht kehrt der gute alte Nikolaus ja auch eines Tages wieder in die Supermarktregale zurück.

Die Idee, dem „echten“ Nikolaus wieder einen Platz einzuräumen, kommt bei vielen Menschen gut an - und das nicht nur bei den regelmäßigen Kirchgängern. Gerade die Kinder finden die in ein Messgewand gekleideten Bischöfe besonders schön (und lecker). Und selbst die Leute, die mit der Kirche nichts anfangen können und eher „Weihnachtsmann-Fans“ sind, sehen unser Engagement mit Wohlwollen. Schließlich wollen wir der amerikanischen Folklore-Figur nichts tun. Die hat noch genug Raum und zwar dort, wo das Christkind auch an Weihnachten draußen bleibt.
 

Historisches
Der Hl. Nikolaus und der Heilige Martin werden vor allem deshalb bei uns verehrt, weil in ihrer Legende ein beispielhaft christliches Leben geschildert wird. Mochte man vor der hohen Anforderung, nach den biblischen Vorgaben als Christ zu leben, auch zurückschrecken. Am Beispiel des Nikolaus sah man, dass es einen Weg der Nachfolge gibt, der für niemanden eine Nummer zu groß war. Einige Legenden berichten von Christen, die mit dem, was sie an Möglichkeiten und Mitteln haben, anderen Menschen nahe sind und ihnen helfen. Es sind Christen, die die Not ihres Nächsten sehen und dementsprechend handeln. Das machte auch Nikolaus so populär.
Heute streiten sich die Historiker, ob die Nikolauslegenden auf einen einzelnen Heiligen zurückgehen. Vermutlich mischen sich die Lebensgeschichten zweier Heiliger gleichen Namens zu einem idealen Heiligen. Ob der Nikolaus, so wie wir ihn heute kennen, wirklich gelebt hat ist fragwürdig. Ganz sicher sah er nicht so aus, wie er heute dargestellt wird. Aber welchen Sinn würde es machen, den Bischof in der Gewandung des frühchristlichen Geistlichen zu zeigen? Schließlich sollen die Kinder eine Verbindung zum heutigen Christentum und zur heutigen Kirche und damit zu ihrer Erfahrungswelt herstellen können. Es ist nicht so wichtig, ob alles, was wir heute vom Nikolaus sagen, historische Wahrheit ist. Wichtig ist, dass das Leben des Heiligen und seine Legenden auf den verweisen, dem schon Nikolaus nachfolgte, auf Jesus Christus. Und gemessen an dessen Leben, sind die Berichte vom Leben des Hl. Nikolaus tief christlich. Nur deshalb verehren wir ihn noch heute.

Mitra gegen Zipfelmütze
Immer mehr Menschen kämpfen gegen die Verdrängung des heiligen Nikolaus durch den Weihnachtsmann

Von Jutta M. Kalbhenn in der Dezember 04-Ausgabe des Liborius-Blatt.

„Niklas“ und „Nikola“ waren die Auslöser. Die beiden leichtbekleideten Weihnachtsmann-Ableger wurden von dem Zwieback-Hersteller fröhlich beworben mit dem Slogan: „Das ist doch mal ein Nikolaus, der sieht so richtig knackig aus!“ – Eben nicht, fand Markus Gehling. „Wir mochten nicht glauben, dass es nur noch Weihnachtsmänner gibt, in allen möglichen Varianten – bloß nur den echten Nikolaus nicht“, erinnert sich der Pastoralreferent und dreifache Familienvater aus Dinslaken. So machte er sich vor fünf Jahren zusammen mit dem damaligen Kaplan seiner Vincentius-Gemeinde, Bernhard Schmedes, auf die Suche nach echten Nikoläusen – und sie wurden fündig: In den Niederlanden zum Beispiel.

„Religionsneutrales“ Sortiment

Zwar war die Lieferantin der echten Nikoläuse eine süddeutsche Firma, auch gibt es von der Firma mit der lila Kuh und manch anderem Schokoladenproduzenten echte Nikoläuse – dennoch fand sich nirgends eine ihrer Schokofiguren in deutschen Läden. „Dass es echte Schokonikoläuse in Deutschland nicht gibt, liegt an der ideologischen Sicht derjenigen, die die Supermarktsortimente zusammenstellen. Man möchte ,religionsneutral‘ bleiben“, erläutert Markus Gehling und fügt gleich hinzu, dass er das für „schwachsinnig“ halte. In Eigenregie bestellten die beiden eine Palette echter Nikoläuse und verkauften sie an einem Wochenende in der Kirche. Mittlerweile ordern sie 7000 Stück, die in Pfarreien in der näheren und weiteren Umgebung weiterverkauft werden. Tendenz steigend. Der Aufwand ist gering, doch die Begeisterung bei den Kirchenbesuchern groß. Denn der Frust über die Verdrängung des Nikolauses durch den allgegenwärtigen Weihnachtsmann ist sehr verbreitet: „Wir sind enttäuscht darüber, dass bei Nikolausfeiern meist nur eine in einen plüschbesetzten Bademantel gehüllte und mit Bommelmütze ausgestattete Karikatur eines Nikolaus auftritt.“ Dabei stellt Markus Gehling klar, dass er nicht grundsätzlich gegen den Weihnachtsmann kämpfe. Für viele gehöre der dazu, das sei auch okay. „Aber er soll nicht so tun, als ob er der Nikolaus wär‘!“ Der 37jährige ist sich sicher: „Dass es den Weihnachtsmann gibt, schützt den Nikolaus nun mal auch vor manchem Missbrauch und mancher Verkitschung.“ Schließlich wolle er in den Weihnachtstagen auch keinen Nikolaus mehr antreffen, dessen Gedenktag nun mal der 6. Dezember sei.

Eine sehr pragmatische Lösung in der Schoko-Nikolaus-Frage hat die Frankfurter Nikolaus-Initiative (FNI) gefunden: Sie rüsten kurzerhand um. Mitra, Bibel und Bischofsstab aus festem Papier, angemalt und festgeklebt, machen aus jedem Supermarkt-Weinachtsmann einen echten Bischof – und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, über Leben und Wirken des beliebten Heiligen zu sprechen. Die FNI wurde 1997 gegründet, um die Geschichte und Gegenwart des heiligen Nikolaus wach zu halten, frei von Kommerz und Kitsch. So vertreiben die Mitglieder unter anderem die Nikolausmappe, die mit reichlich guten Ideen Gemeinden, Kindergärten und alle anderen Interessierten versorgt – so zum Beispiel auch mit der Bastelvorlage für das Umrüst-Set. In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Benno-Verlag entwickelten sie auch einen eigenen Schoko-Nikolaus, der in einer Geschenkbox und mit einem liebevoll gestalteten Nikolaus-Heft vertrieben wird.

Helmut Zimmermann, freier Journalist und Gründungsmitglied der FNI, hat sich Großes zum Ziel gemacht: Er möchte gerne Deutschlands größte Boulevard-Zeitung dafür gewinnen, die Nikolaus-Bastelvorlage abzudrucken. Nach dem Erscheinen der so genannten Volksbibel rechnet er sich durchaus Chancen aus, dem Nikolaus so wieder zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. „Der Weihnachtsmann ist hohl. Seinen Geschenken fehlt der tiefere Sinn. Der Nikolaus hingegen weist durch sein Schenken auf das Gute hin, auf einen, der größer ist, weil er selbst uns ein Leben geschenkt hat: Jesus.“

Um diesen Unterschied klarzumachen, versucht sich auch Markus Gehling auf neuem Terrain: Er versucht seit zwei Jahren, die Firma Playmobil zur Produktion eines echten Nikolauses zu animieren – bislang leider ohne Erfolg. Der Pastoralreferent, der die Nikolaus-Geschichte gerne für Kinder mit den bunten Plastik-Männchen nachspielt, findet es schade, dass es mittlerweile diverse Weihnachtsmann-Püppchen gibt, aber bislang keinen echten Nikolaus. Befürchtungen der Spielzeugfirma, ein echter Nikolaus eigne sich nicht zum „handfesten Spielen“ weist er zurück: Während sich um den Nikolaus spannende Geschichten ranken, bleibt der Geschenke bringende Weihnachtsmann doch eine oberflächliche und blasse Figur. Markus Gehling muss also weiterhin den Plastikweihnachtsmann eigenhändig mittels Filzmitra und -messgewand zum Nikolaus umkleiden.

Prominente Unterstützung

Auf welchem Feld sie sich auch betätigen: Die Kämpfer für den heiligen Nikolaus haben längst prominente Unterstützung bekommen. So beklagte etwa der Schauspieler und Kabarettist Gerhart Polt in der Süddeutschen Zeitung die „Inflation der Nikolausität“: „Der Kaufhausweihnachtsmann und überhaupt diese amerikanischen Weihnachtsmänner haben mit dem Nikolaus nichts zu tun!“ Und in dem Themenheft „Achtung! Weihnachtsmannfreie Zone!“ des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken regt ZDF-Journalist Peter Hahne an, hinter dem Weihnachtsmann der Konsumindustrie wieder mehr den wahren Bischof Nikolaus zu entdecken. „Nikolaus räumt den Weg zu Gott frei. Auch heute noch kann er uns lehren: Schenken macht nicht ärmer, sondern reicher! Was könnte unsere Zeit mehr gebrauchen als eine Leitfigur, die sich jeder Form von Käuflichkeit widersetzt?“

So bleibt abzuwarten, ob die Aktionen des Benno-Verlages, der Frankfurter Nikolaus-Initiative und vieler privater Initiativen wie der von Markus Gehling und Pfarrer Bernhard Schmedes nicht doch größere Kreise ziehen und das Interesse wieder mehr auf den einzig wahren Nikolaus gerichtet wird.

„Und wenn die Wirtschaft merkt, dass solche Projekte laufen“, ist sich Markus Gehling sicher, „dann kehrt auch der Nikolaus in die Geschäfte zurück.“

Frankfurter Nikolaus-Initiative: www.kath.de/nikolaus, Helmut Zimmermann, Tel: 06479/ 247130, E-Mail: h.zimmermann@schmitt.ww.de. Die Nikolaus-Mappe mit zahlreichen Informationen und Anregungen ist für 15 Euro inkl. Versand erhältlich.

Bonifatiuswerk - www.bonifatiuswerk.de
Telefon: 05251/299654, E-Mail:
disse@bonifatiuswerk.de, Arbeitshilfe „Achtung! Weihnachtsmannfreie Zone!“, 48 Seiten, 2,60 Euro.

Bezugsquelle für den echten Schoko-Nikolaus: www.vivat.de/shop
Telefon: 0180/3467777.

Lohnend ist auch ein Besuch folgender Homepage: www.nikolaus-von-myra.de.

Der Schoko-Nikolaus kann verkünden
"Kiek, dat is verkehrt!"

von Michael Bönte im Dezember 2003 auf www.kirchensite.de

Dinslaken / Cloppenburg. Der Nikolaus war im Grunde keiner mehr: Mit dem Heiligen Bischof von Myra hatte der rauschbärtige, rotbemützte und pausbäckige Mann von den Vereinsweihnachtsfeiern und aus der Fußgängerzone nichts mehr gemein. Auch die Schokoladenversion erinnerte nicht mehr jenen Heiligen, der vor etwa 1.700 Jahren mit vielen Legenden in die Geschichte einging und Anlass für eine Vielzahl von Bräuchen bis in die heutige Zeit war. Und eben das war Anlass für Pfarrer Bernhard Schmedes und Pastoralreferent Markus Gehling, den Kern des 6. Dezembers in Form eines "echten" Nikolauses aus Schokolade wieder ein wenig ins Gespräch zu bringen.

"Die 'Nikolas', die verkleideten Dressmans und die völlig verfremdeten Nikoläuse in den Regalen der Supermärkte gingen uns auf die Nerven, und wir haben gesagt: Jetzt müssen wir was tun", erinnert sich Schmedes, der zu dieser Zeit als Kaplan (Anmerkung: in der Dinslakener St. Vincentius-Gemeinde) noch mit Gehling in der St.-Marien-Gemeinde in Dinslaken zusammenarbeitete. 1998 war es, als sich die beiden auf die Suche nach einem Schokoladen-Hersteller begaben, der den Nikolaus noch in seiner historischen Echtheit darstellte: als Bischof mit Mitra, Bischofsstab, Chormantel…

Der Echte Nummer eins: Bischof
Nikolaus mit Mitra, Bischofsstab
und Chormantel.
 

Fündig wurden die Beiden (zunächst) bei einer Firma im Süddeutschen, die ihre Zielgruppe vor allem in den Niederlanden gefunden hatte. "Bei aller Liberalität der Holländer ist ihnen der echte Nikolaus sehr wichtig", erklärt das Schmeede. Nicht so den nordwestdeutschen Verbrauchern, denen es nun den echten Nikolaus schmackhaft zu machen galt. Im ersten Jahr wanderten etwa 750 Stück über Dinslaken in einige Gemeinden des Bistums. Ein Jahr später waren es schon über Tausend, von denen Schmedes einen Teil über seine neue Pfarrgemeinde St. Augustin in Cloppenburg auch in den Offizialatabezirk Oldenburg mitbrachte.

Der Echte Nummer zwei:
…mit Albe und Messgewand.

Zwei Ideen hätten sie bei ihrem Engagement verfolgt, erinnert sich Gehling: "Zu einen sollte der religiöse Hintergrund des Nikolaustages wieder ins Bewusstsein rücken, zum anderen sollten Spenden, die mit dieser Aktion eingenommen wurden, Entwicklungsprojekten zufließen." Damit würde der Nikolaus auch heute noch dem sozialen Engagement gerecht, von dem in vielen Legenden um die historische Gestalt berichtet wird.

"Das ist nichts Weltbewegendes", weiß Schmedes. Aber doch ein "kleiner missionarischer Ansatz": "Wie eine Neuevangelisierung im Kleinen: Wir füllen den Nikolaustag mit seinem echten Inhalt und setzen damit bei dem ein oder anderen weitere Gedanken in Gang." Ein modernes "Abfallprodukt", das rückwärts wirke: "Die Menschen stellen sich die Frage, warum es jetzt einen Bischof aus Schokolade in der Hand halten und keinen Weihnachtsmann und werden darüber für den eigentlichen Hintergrund des Tages sensibilisiert."

Dass diese Gedanken weiterwirkten, habe er in seiner Gemeinde erleben können: "Eine Großmutter berichtete mir, dass sie ihren Enkeln und Kindern zum ersten Mal wieder die Geschichte des Heiligen Nikolaus erzählen konnte." Und vor den Geschäften in Cloppenburg, in denen der Weihnachtsmann als Nikolaus verkauft würde, blieben heute auch mal die Menschen stehen: "Kiek, dat is verkehrt!"

Im Jahr 2003 waren es schon mehr als 2.000 Exemplare, die den Weg über Dinslaken und Cloppenburg ins Bistum Münster fanden: 150 Gramm Vollmilchschokolade – das ist herkömmlich. Aber eben in zwei neuen Hüllen: "Liturgisch korrekt gekleidet", erklärt Gehling. "Einmal mit Chormantel und Albe, einmal mit Messgewand."

In den nächsten Jahren soll weiter aufgestockt werden – immer mehr Gemeinden könnten sich der Idee anschließen. Etwa 15 sind es derzeit, doch Gehling hat das Gefühl, dass es in katholischen Kreisen mittlerweile "durchaus 'in' ist, den echten Nikolaus zu verschenken". Vielleicht könnte in diesem Fall Konsum und Verkündigung sogar zusammenlaufen: "Die Geschäftswelt sollte das wirtschaftliche Potential engagierter Katholiken nicht unterschätzen." Er hätte nichts dagegen, wenn demnächst der echte Schokoladennikolaus, der im Einkauf in diesem Jahr gerade Mal 90 Cent gekostet hat, auch in den Regalen der Supermärkte seinen Platz finden würde. Denn auch dort gehöre der heilige Bischof hin: Verkündigung mitten unter den Menschen.

Text: Michael Bönte, 06.12.2003 - Quelle: www.kirchensite.de